„Dany le rouge“ in der Neuen Stadthalle Langen
Regina Heidecke im Gespräch mit Daniel Cohn-Bendit

„Dany le rouge – der rote Dany”, sogar noch als Fraktionschef der Grünen im europäischen Parlament wurde er von den Abgeordneten mit diesem Spitznamen bezeichnet. Daniel Cohn-Bendit, Jahrgang 1945, erhielt den anspielungsreichen Namen als Ikone der studentischen Proteste im Mai 1968 in Paris. Damals wurde der rothaarige und linke Aktivist, der staatenlose „juif allemand“ – der deutsche Jude –, der in Paris Soziologie studierte, von Frankreich nach Deutschland ausgewiesen. Am Mittwoch, 29. Oktober, 20 Uhr, ist er zu Gast bei der Journalistin Regina Heidecke in der Veranstaltungsreihe „Reginas Gäste“ in der Neuen Stadthalle Langen.
Auch in Frankfurt entwickelte sich Daniel Cohn-Bendit zur charismatischen Figur einer Bewegung, die nichts weniger wollte, als die Welt zu verändern. Sein Studium gab er auf, wurde Betreuer von Kindern im studentischen Kindergarten, Buchhändler, Herausgeber des Sponti–Magazins „Pflasterstrand“ und 1990 der erste Stadtrat für „Multikulturelle Angelegenheiten“ in der Main-Metropole. Von 1994 bis 2014 vertrat er als Abgeordneter die Politik der Grünen im Europaparlament. Dass sein Leben eine „einzige lange Reise zwischen Frankreich und Deutschland” ist, war bedingt durch seine Eltern. Sie flüchteten 1933 von Berlin nach Paris und fanden Unterschlupf in Montauban, wo er 1945 geboren wurde. Als „ein Kind der Befreiung und der Freiheit” war sein Wunsch, „das historische Drama der deutsch-französischen Kriege und die Unbilden der europäischen Vergangenheit zu überwinden. Deshalb war der Motor meines politischen Handelns seit jeher das Bedürfnis, zu versöhnen”, sagt Cohn-Bendit.
Aber wer denkt, dass Cohn-Bendit nur politisch interessiert war, irrt sich: Mit 15 Jahren wurde die Schauspielerin Jean Seberg, die er in „Außer Atem” gesehen hatte, sein Filmidol, und mit dem Filmregisseur Jean-Luc Godard war er befreundet. Mit ihm gemeinsam plante er sogar, einen Western zu drehen. Daraus wurde allerdings genauso wenig wie aus dem Treffen mit Jean Seberg, denn kurz bevor es dazu kam, ist sie gestorben.
Dass sich Cohn-Bendit für Fußball interessierte, ist bekannt, aber wie sehr ihm dieser Sport zur Leidenschaft wurde, sicher nur wenigen. Wer darüber mehr wissen will, kann das in seinem Buch „Unter den Stollen der Strand“ nachlesen.
Nach wie vor ist Cohn-Bendits Expertise gefragt: ob als politischer Wegbegleiter für Präsident Macron, als dokumentarischer Filmemacher über seine Beziehungen zu Israel oder als Fußballenthusiast und Experte. Er moderierte darüber hinaus auch im Schweizer Fernsehen den „Literaturclub”. Als Anreger von Debatten, als Kommentator des Zeitgeschehens oder Publizist ist Daniel Cohn-Bendit aus der deutschen und der französischen intellektuellen Szene nicht weg zu denken. „Zurück zur Wirklichkeit” heißt sein zuletzt erschienenes Buch, darin konfrontiert er noch einmal das Heute mit dem, was war. Im Gespräch mit Regina Heidecke wird es um all die aufregenden Themen gehen, die Daniel Cohn-Bendit seit jeher bewegen.
Regina Heidecke hat in Frankfurt Soziologie, Germanistik und Philosophie studiert, war ab 1978 Redakteurin der Kulturredaktion beim Hessischen Rundfunk sowie von 2001 bis 2014 Schlussredakteurin der Sendung Kulturzeit bei 3sat. Als Filmemacherin realisierte sie für den Hessischen Rundfunk, arte und 3sat Features und Porträts in den Bereichen Theater, Tanz und Ballett, aber auch Magazinbeiträge zu gesellschaftlichen und politischen Themen sowie Reisefilme. Daneben war sie viele Jahre als Ballettkritikerin für hr2 tätig. Als Redakteurin bei Kulturzeit hat sie sich vermehrt den Themen Politik, Bildung, kritischer Journalismus sowie Fragenstellungen zum Islam und dem Nahen Osten zugewendet. Ganz besonders am Herzen lag ihr die Ausbildung und Betreuung von jungen Journalisten und Filmemachern aus Ländern wie dem Irak, Tunesien, Pakistan und Afghanistan in Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa). In Workshops hat sie mit dem Goethe-Institut in Syrien, mit dem Institute for War and Peace Reporting (IWPR) im Nordirak sowie dem Senior Expert Service (SES) in Indonesien zusammengearbeitet. Seit 2015 ist Regina Heidecke freie Journalistin.
Der Eintritt kostet 9,80 Euro. Karten im Vorverkauf gibt es unter www.neue-stadthalle-langen.de (Tickethotline 06103 203-455), in Langen im Reisebüro Mister Travel (Westend-straße 2, Telefon 06103 25021) und im Buchladen am Lutherplatz (Telefon 06103 28717) sowie bundesweit in allen Vorverkaufsstellen von AD Ticket (www.adticket.de, Tickethotline 0180 6050400).