Lebendige, weltoffene Stadt
Langen möchte Förderregion für inklusives Handeln werden
Die Stadt Langen möchte „Förderregion zur modellhaften Erprobung von Maßnahmen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention“ werden. Der Magistrat schlägt der Stadtverordnetenversammlung vor, eine entsprechende Kooperationsvereinbarung mit dem Land Hessen abzuschließen. Das Land stellt dabei eine Förderquote von 90 Prozent der entsprechenden Projektkosten in Aussicht. Baumaßnahmen, die dem Abbau vorhandener Barrieren in Gebäuden und Einrichtungen dienen oder inklusive Begegnungsstätten für Menschen mit und ohne Behinderungen schaffen, würden mit 80 Prozent gefördert.
„Langen sieht sie sich als lebendige, weltoffene Stadt, die das Zusammenleben selbstbewusst gestaltet. Inklusion ist dabei, auch vor dem Hintergrund der weiter wachsenden Einwohnerzahl Langens, in vielerlei Hinsicht ein zentrales Thema“, sagt Bürgermeister Jan Werner. Inklusion bedeutet – nach der Definition der Aktion Mensch – eine vielfältige und offene Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch unabhängig von individuellen Unterschieden am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann.
Als eine der 216 Host Towns (Gastgeberstädte) der Special Olympics World Games im Juni 2023 im Berliner Olympiastadion hat Langen bereits ein weithin sichtbares Zeichen für Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe in der Region gesetzt. Über die Unterstützung des Sportereignisses hinaus wurde das Thema mit dem kulturellen und künstlerischen Veranstaltungsprogramm „Mensch sein + bleiben“ in den Fokus gerückt. Die hat auch die Verantwortlichen im Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales beeindruckt: „Das Land Hessen hat uns aufgefordert, uns für drei Jahre als ,Förderregion zur modellhaften Erprobung von Maßnahmen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention‘ zu bewerben“, berichtet Joachim Kolbe, städtischer Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, Wirtschaft, Kultur und Sport und Verantwortlicher für die Host-Town-Aktivitäten. „Dabei geht es vor allem darum, in einem Zeitraum von zwei bis drei Jahren konkrete Ziele zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen zu formulieren und deren Umsetzung vor Ort zu erproben.“ Bislang gab es 18 Modellregionen, überwiegend Landkreise und kreisfreie Städte.
In einem Vorgespräch wurden dem Hessischem Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales einige Ideen unterbreitet, die allesamt Interesse und Zustimmung fanden. Die Projekte konzentrieren sich auf folgende Schwerpunktsetzungen: Inklusive Strukturen und Information- und Gesprächsformate; Inklusives Handlungskonzept für die Innenstadt, Beseitigung von Barrieren; Inklusive Kunst- und Kulturprojekte.
Bereits im Vorfeld wurden Bewerbung und Projekte zwischen den städtischen Fachbereichen abgestimmt und mit Vereinen, Firmen, Künstlern sowie anderen Akteuren im Bereich der Inklusion diskutiert. „Besonders wichtig war die Verständigung mit dem Sozialverband VdK, Ortsverband Langen, der sich über eine solche Initiative der Stadt Langen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention freut und sich aktiv, begleitend und beratend in all die Vorhaben einbringen würde“, berichtet Joachim Kolbe.
Die Innenstadt soll auf Barrierefreiheit hin untersucht, Schwachstellen sollen dokumentiert werden. Arztpraxen und Kliniken will der Magistrat in einem eigenen Handlungskonzept in den Blick nehmen. Die Beseitigung von Barrieren im öffentlichen Raum soll konkret angegangen werden, beispielsweise durch den Bau von (mobilen) Rampen für öffentliche Einrichtungen und Geschäfte.
Inklusive Kunst- und Kulturprojekte könnten die Teilhabe aller an Musik, Tanz, Kunst und Theater ermöglichen. Dabei sollen Schulen, Institutionen, Gruppen und Akteure intensiver miteinander vernetzt und ihnen die Verwirklichung gemeinsamer Projekte ermöglicht werden, die ohne Landesförderung nicht zustande kommen könnten. Für das Herzschlag-Festival und die Herzschlag-Filmtage sind Neuauflagen vorgesehen, auch ist ein inklusives Theater-, Tanz- und Musikprojekt geplant.
Den Sport hat der Magistrat ebenfalls im Fokus. Dabei geht es sowohl um die Schaffung inklusiver Sport- und Schwimmangebote als auch um die Ergänzung der erforderlichen Geräte- und Materialausstattung.
Angedachte Baumaßnahmen, für die Zuschüsse beantragt werden sollen, sind die Schaffung eines barrierefreien Zugangs zum Beckenbereich des Freizeit- und Familienbades sowie Rollstuhlrampen zum Clubhaus des FC Langen. Ferner soll die Schwerhörigen-Anlage in der Neuen Stadthalle erneuert und eine Machbarkeitsstudie zur Herstellung eines barrierefreien Zugangs zum Kulturhaus Altes Amtsgericht erarbeitet werden.
Bedingung für die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung der Stadt Langen mit dem Land ist, dass die Förderquoten wie angekündigt festgeschrieben werden. Mit der Bewerbung als Förderregion befassen sich der Ausschuss für Soziales, Kultur und Sport am Donnerstag, 29. August, sowie der Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag, 5. September. Die Beschlussfassung ist für die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 19. September, vorgesehen.