Gesang und Mandolinenmusik auf hohem Niveau

Kultureller Förderpreis geht an Luis Stamm und die Gänseblümchen

Der Nachwuchsmandolinenspieler Luis Antonio Stamm und die Gänseblümchen (die Gesangsgruppe des Obst- und Gartenbauvereins Langen) erhalten in diesem Jahr den mit 1.500 Euro dotierten Kulturellen Förderpreis der Stadt Langen. Ihre Leistungen überzeugten die Jury, der neben Bürgermeister Jan Werner auch Fraktionsvertreter der Stadtverordnetenversammlung und Fachleute aus der Verwaltung angehören. „Wir würdigen dieses Mal einerseits einen sehr jungen Musiker, andererseits eine Gruppe lebensälterer Sängerinnen. Das zeigt, wie vielfältig die Kulturszene in unserer Stadt ist“, freut sich Jan Werner und gratuliert den Geehrten zur Auszeichnung.

Luis Stamm kam bereits in sehr jungen Jahren mit dem Mandolinenspiel in Kontakt, als 2015 in der Ludwig-Erk-Schule das Projekt „Zupfmusik macht stark“ des 1. Mandolinen Orchesters Langen angeboten wurde. Der Grundschüler war sofort von der Musik und den Instrumenten begeistert und wollte sich für den 20-maligen, kostenlosen Unterricht anmelden. Leider fielen damals die Übungsstunden genau auf eine Mathestunde, sodass er nicht daran teilnehmen konnte. Doch die Liebe war geweckt und 2016 klappte es dann endlich. Mit den wachsenden Fähigkeiten beim Spielen wuchs auch die Begeisterung des jungen Musikers für die Mandoline und ihre zahlreichen musikalischen Möglichkeiten. Bereits im folgenden Jahr meldete sich Luis Stamm zum Einzelunterricht in der Langener Musikschule an. Und da er nicht nur sehr fleißig und gewissenhaft übte, sondern auch ein großes Talent ist, kam er 2018 zum 1. Mandolinen Orchester Langen, um dort regelmäßig mit anderen zu spielen, aufzutreten und sich auf dem Instrument weiterzubilden.

Der in Nicaragua geborene Musiker entwickelte sich schnell, konnte nach kurzer Zeit bereits in das Jugendorchester des Bundes Deutscher Zupfmusiker Hessen aufgenommen werden und spielt mittlerweile sogar in vier Orchestern: im 1. Mandolinen Orchester Langen, dem Mandolinen Orchester Eberstadt, im Jugendorchester sowie dem Hessischen Zupforchester des Bundes Deutscher Zupfmusiker Hessen.

Er besuchte darüber hinaus alle vom Dachverband angebotenen Lehrgänge und nahm regelmäßig an den Tagesproben des Projektorchesters Ni-La teil, die das 1. Mandolinen Orchester Langen und der Mandolinenverein Spessartfreunde, Neu-Isenburg, vier- bis fünfmal im Jahr anbieten. 2023 war Luis Stamm beim Seminar des hochkarätigen Mandolinenspielers Avi Avital in Lübeck dabei, bei dem er auch Einzelunterricht erhalten hat.

Mit elf Jahren hatte er seinen ersten Solo-Auftritt vor Publikum mit dem Stück „Despacito“. Das war für ihn etwas Besonderes, weil er damals das Stück komplett nach Gehör herausarbeitete. „Während der Corona-Zeit fehlte in meinem Orchester die erste Mandoline. Da ich die Stimme bereits auswendig spielen konnte, hat mir mein Dirigent kurzerhand die Aufgabe übertragen. So wurde ich Konzertmeister – mittlerweile in zwei Orchestern“, erläutert der junge Mandolinenspieler seinen weiteren musikalischen Werdegang, den inzwischen sogar ein Dirigenten-Zertifikat ziert.

Eigene musikalische Ideen in die Stücke, die er spielt, einzubringen, ist für Luis Stamm besonders wichtig: „Ich liebe es, zu improvisieren und Stücke auf meine eigene Art zu interpretieren. Mein Kopf gibt meinen Fingern die Anweisungen und am Ende entsteht immer etwas Neues. Oft spiele ich Stücke so, wie sie geschrieben sind, füge dann aber meinen eigenen „Luis-Touch“ hinzu. Besonders bei Pop-Musik mit Backing-Tracks habe ich die Freiheit, kreativ zu sein. Das Publikum liebt diese Abwechslung, und ich bekomme oft positive Rückmeldungen, wenn ich eigene Ideen einbringe“, ergänzt Luis Stamm. Im Jahr 2024 nahm er das erste Mal beim Musik-Wettbewerb der Sparkasse Langen-Seligenstadt teil und belegt sofort den 1. Platz.

Die zweiten Preisträger des Kulturellen Förderpreises 2025 sind die „Gänseblümchen“. Der momentan 16 Blümchen zählende Chor des Obst- und Gartenbauvereins Langen 1908 (OGV) setzt sich aus Langener Seniorinnen im Alter zwischen 75 und bald 90 Jahren zusammen, die unter der musikalischen Leitung von Anna Sehring wöchentlich proben, an ihren Stücken arbeiten und mit ihren alljährlichen Auftritten und Konzerten immer wieder zu begeistern verstehen.

Seit 1994 hält Anna Sehring die Gruppe zusammen, führt den Chor mit Kompetenz, Enthusiasmus und Geduld, begleitet die Sängerinnen auf dem Akkordeon und sorgt sich darum, dass sowohl der Spaß an der Musik als auch das Gemeinschaftsgefühl, der soziale Austausch und die Geselligkeit niemals zu kurz kommen. Ein offenkundiges Erfolgsrezept, denn noch immer ist der Langener Obst- und Gartenbauverein der einzige seiner Art im Kreis Offenbach und in der RheinMain-Region, der tatsächlich eine vereinseigene Gesangsgruppe vorzuweisen hat. Und das schon seit über 40 Jahren.

1983 wurden die „Gänseblümchen“ vom OGV-Vorsitzenden Heinz-Georg Sehring ins Leben gerufen, aus einer, wie er sagt, „närrischen Idee“. Was zunächst also nur als Programmbestandteil für die „Närrische Gartenlaube“, die Faschingsveranstaltung des Vereins, gedacht war, geriet unversehens zur Institution und zum festen Bestandteil des Vereinslebens.

Anfangs kümmerte sich Hertha Armer, die damals eine private Musikschule im Stadtteil Oberlinden betrieb und eine hervorragende Akkordeonspielerin war, um die musikalische Ausbildung und Leitung der Gruppe, 1999 folgte ihr Daniel Wöhlermann und 2001 ließ sich Anna Sehring für die Aufgabe und das Ensemble gewinnen, dem sie bis heute treu geblieben ist. „Ich will, dass die Sängerinnen vor allem Freude am Singen haben und dass sie selbst diese Begeisterung erleben, aber auch dem Publikum vermitteln können, dass wir einfach gemeinsam schöne Abende und Erlebnisse haben.“ Anna Sehring, selbst ehemalige Schülerin von Hertha Armer, bringt dafür eine Menge an menschlicher und künstlerischer Qualität mit, ob in den Orchestern des Harmonika Spielrings 1937 Langen oder früher im hessischen Landesakkordeonorchester, sie beherrscht ihr Instrument und ihr Metier. Es ist also nicht verwunderlich, dass die – digital vernetzten – Gänseblümchen trotz eines hohen Altersdurchschnitts und folglich angepassten Anforderungen in der Gehörbildung oder etwas längerer Vorbereitung beim Einstudieren neuer Stücke keine Nachwuchssorgen haben. So geht es immer weiter mit den „Gänseblümchen“ und sie werden ihr Publikum weiterhin beim Stadtkirchen-Kaffee der Evangelischen Kirche Langen, dem Frühlings- und Herbstfest des OGV, beim Siebenschläfer-Markt oder auch zur fünften Jahreszeit mit alten Volksliedern und auch neuen Liedern und Gedichten unterhalten.

Die Stadt Langen vergibt den Kulturellen Förderpreis im jährlichen Wechsel mit dem Kulturpreis. Mit der Auszeichnung sollen Künstlerinnen und Künstler, die noch in Ausbildung oder am Anfang ihrer Laufbahnen stehen, gefördert werden. Auch neue Vereine und Initiativen, die sich auf künstlerischem, heimatkundlichem oder heimatpflegerischem Gebiet engagieren, kommen in Frage.

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