Orange Day und Fahnen zum Gedenktag
„Nein zu Gewalt an Frauen“ am 25. November
Immer noch sind viele Frauen und Mädchen Opfer von Diskriminierung und Gewalt. In Deutschland erlebt jede dritte Frau im Verlauf ihres Lebens mindestens einmal körperliche und/oder sexuelle Übergriffe. Jede dritte Minute wird eine Frau in Deutschland Opfer von Gewalt durch ihren (Ex-)Partner – fast täglich endet sie tödlich. Besonders betroffen sind Frauen, die Mehrfachdiskriminierung erfahren. Schutz- und Hilfsangebote sind vielerorts unzureichend: Es fehlen rund 14.000 Frauenhausplätze, vor allem in ländlichen Regionen. Daher setzt Langen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen (Montag, 25. November) vom 25. November bis 10. Dezember vor der Neuen Stadthalle an der Südlichen Ringstraße und dem Mütterzentrum an der Zimmerstraße ein Zeichen und hisst Fahnen mit der Aufschrift „frei leben – ohne Gewalt“ in Deutsch, Französisch, Spanisch und Englisch. Darüber hinaus wird während dieser Zeit auch die Neue Stadthalle orange beleuchtet werden. Seit 1991 macht die UN-Kampagne „Orange the World“ auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam.
Die Aktion wurde von UN Women, der Frauenorganisation der Vereinten Nationen, ins Leben gerufen. Die Farbe Orange steht für eine leuchte Zukunft, frei von Gewalt – ein Zeichen der Hoffnung und des Wandels. Durch die Beleuchtung und weitere Aktionen wird weltweit sichtbar gemacht: Gewalt gegen Frauen ist kein privates, sondern ein gesellschaftliches Problem, das die gesamte Gesellschaft angeht. Die Fahnenaktion wiederum wird seit 2001 von Terre des Femmes organisiert. Die in Hamburg gegründete Menschenrechtsorganisation setzt sich weltweit für Frauen und Mädchen ein. In Langen organisiert das Frauenbüro die Teilnahme.
In diesem Jahr weist die Aktion darauf hin, dass das Ende einer Beziehung für Frauen nicht immer automatisch auch das Ende häuslicher Gewalt bedeutet. Darauf macht Terre des Femmes aufmerksam mit dem Slogan #WegAusDerGewalt – Ein starkes Netz gegen Partnerschaftsgewalt.
Trotz der seit Jahren alarmierenden Zahlen gibt es immer noch viel zu wenig Unterstützung für Betroffene von häuslicher Gewalt: zu wenig Beratungsangebote, zu wenig Plätze in Frauenhäusern und zu wenig Gewalt-Präventions-Angebote für Täter. Und das, obwohl Deutschland die Istanbul-Konvention unterzeichnet hat und sich damit zum Ausbau von Gewaltschutzmaßnahmen verpflichtet hat. „Darum ist es besonders wichtig, dass wir den Internationalen Tag ,NEIN zu Gewalt an Frauen‘ nutzen, um für ein gewaltfreies und gleichberechtigtes Leben für alle Mädchen und Frauen weltweit einzustehen“, sagt Langens Frauenbeauftragte Sabine Nadler.
Mit dem Inkrafttreten des Gewalthilfegesetzes am 28. Februar wurde ein weiterer wichtiger Schritt für den Schutz gewaltbetroffener Frauen unternommen. Die Landesarbeits-gemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten in Hessen fordert die Landesregierung auf, das Gesetz zügig und engagiert umzusetzen.
Zentrale Forderungen sind dabei, dass Schutz- und Beratungsangebote wohnortnah, barrierefrei und für alle zugänglich sein müssen – insbesondere für besonders vulnerable Gruppen wie geflüchtete Frauen, Frauen mit Behinderungen oder Suchtproblemen. Die Planung muss sich an der Istanbul-Konvention und Empfehlungen von Fachverbänden orientieren – unter Beteiligung von Fachstellen und freien Trägern. Weiter muss die Täterarbeit strukturell verankert, qualitätsgesichert und flächendeckend ausgebaut werden, um geschlechtsspezifische Gewalt langfristig zu verhindern. Die vom Bund bereitgestellten Mittel (2,6 Milliarden Euro bis 2036) reichen nach Meinung der Landesarbeitsgemeinschaft nicht aus. Sie appelliert an die Landesregierung, zusätzliche Mittel dafür zu investieren. Ihre Forderung lautet: „Eine bloße Umverteilung bestehender Mittel darf nicht stattfinden – neue Gelder müssen on top fließen, um echte Verbesserungen zu erreichen.“
Das Gewalthilfegesetz bietet nach Auffassung von Sabine Nadler die Chance auf einen strukturellen Wandel im Gewaltschutz. Damit diese Chance genutzt wird, braucht es ihrer Meinung nach klare Zuständigkeiten, verbindliche Standards und nachhaltige Finanzierung. Sie appelliert an die Landesregierung, ihrer Verantwortung nachzukommen – auch gegenüber dem Bund – und sich für rechtliche Nachbesserungen, insbesondere zum Schutz geflüchteter Frauen, einzusetzen.
„Betroffene von Gewalt sollen wissen, dass sie in ihrer Not nicht allein sind. Deshalb möchten wir in Langen das wichtige Thema zusammen mit dem städtischen Frauenbüro in den Blickwinkel der Öffentlichkeit bringen und so ein solidarisches Zeichen setzen“, sagt Bürgermeister Jan Werner. „Leider ist Gewalt gegen Frauen auch in Deutschland immer noch ein alltägliches Thema“, erläutert Sabine Nadler.
„Wer sich bedroht fühlt oder sogar schon Opfer wurde, soll wissen, wo er sich im Notfall hinwenden kann“, erklärt Sabine Nadler und verweist auf die Beratungsstelle des Kreises Offenbach „Frauen helfen Frauen“, die telefonisch unter 06106 3111 erreichbar ist. Ebenfalls 24 Stunden täglich ist das bundesweite „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“ besetzt. Unter der kostenfreien Rufnummer 116016 wird anonym, kompetent und vertraulich geholfen. Zusätzlich soll auch eine Plakataktion mit dem Titel „Wir brechen das Schweigen“ vor Ort auf das Thema Gewalt an Frauen im häuslichen Bereich aufmerksam machen. Ziel ist es, die Hilfs- und Beratungsangebote im Kreis Offenbach und das bundesweite Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen besser bekannt zu machen.
Jede und jeder Einzelne kann sich selbst engagieren und aktiv werden und beispielsweise mit dem in den sozialen Medien geteilten Plakat zum Handeln aufrufen und ein Zeichen setzen für ein Miteinander, das stärker als Gewalt ist. Ob Selfies, Gruppenfotos, Videos oder Reels – mit dem Aktionsfilter des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ kann innerhalb von Sekunden ein farbiges Signal gegen Gewalt an Frauen gesetzt werden. Der Farb-Filter kann ab sofort von allen Facebook- und Instagram-Nutzerinnen und -Nutzern einfach, kostenlos und ohne große Vorkenntnisse verwendet werden. Benötig wird nur ein Smartphone mit Kamera.
Weitere Infos gibt es auf der Aktionswebseite des Hilfetelefons unter der Adresse www.hilfetelefon.de (Menüpunkt: Kampagnen & Aktionen – Aktionen – Schweigen brechen). Dort gibt es auch das Aktionsschild zum Ausdrucken. Damit können alle ein Selfie von sich machen und es mit dem Hashtag #schweigenbrechen in den eigenen sozialen Netzwerken posten. Alle Beiträge mit diesem Hashtag werden in der Fotogalerie gesammelt. Alternativ kann das Foto auch per E-Mail an partnerbuero@hilfetelefon.de geschickt werden.