Altes Handwerk in Erinnerung halten
Stadtwerke lassen Mühlrad der Merzenmühle erneuern

Im Mittelalter waren sie ein technisches Meisterwerk und Sinnbild für Fortschritt – heute sind Mühlen und ihre Räder geschichtsträchtige Orte, die an längst vergangene Zeiten erinnern. Die Langener Merzenmühle im Mühltal ist ein solch idyllischer Ort. Die Stadtwerke Langen haben dem Gebäude, das sich in ihrem Besitz befindet, nun ein neues Mühlrad spendiert. Das alte hatte in den zurückliegenden trockenen Sommern Schaden genommen.
Die Mühle, die heute ein beliebtes Restaurant beherbergt, ist die oberste Langener Mühle unweit der Sterzbachquelle. Sie wurde im Jahre 1405 zum ersten Male unter dem Namen Springenmühle urkundlich erwähnt. Es wird jedoch angenommen, dass sie einige Jahrzehnte älter sein dürfte, da die Mahlmühlen im Mittelalter wichtige Einrichtungen für die Nahrungsversorgung der Bevölkerung waren.
Ihren heutigen Namen erhielt sie nach einem ihrer zahlreichen Besitzer: Im frühen 18. Jahrhundert betrieb ein Johannes Merz die Wassermühle für längere Zeit. Ein weiterer Name, unter dem sie manch älterem Langener noch bekannt ist, ist Krämersmühle (nach den Familiennamen des letzten Besitzers).
Ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts stellten nacheinander alle Langener Mühlen ihre Arbeit ein, da der technologische Fortschritt keinen rentablen Betrieb mehr zuließ. Der letzte Langener Mahlgang fand am 30. Juni 1959 in der Wettengelsmühle statt. Damit endete nach fast 600 Jahren der Mühlenbetrieb am Sterzbach in Langen.
1940 hat die Stadt Langen das Wasserrecht des Mühlteiches erworben und das gesamte Mühlenareal aufgekauft. Seit vielen Jahren sind die Stadtwerke Langen Eigentümerin der unter Denkmalschutz stehenden Merzenmühle mit ihrem gleichnamigen Restaurant und dem benachbarten Ausflugslokal „Scheuer im Mühltal“. Zum 600-jährigen Bestehen der Mühle haben die Stadtwerke das historische Wasserrad originalgetreu rekonstruiert und am 22. August 2005 in Betrieb genommen. Es misst im Durchmesser 2,90 Meter, ist aus Eichenholz und erinnert daran, dass im Langener Mühltal über Jahrhunderte hinweg Mehl gemahlen und Holz gesägt wurde.
Bedingt vor allem durch die trockenen Jahre 2018 und 2019 konnte das Mühlrad allerdings nicht dauerhaft mit Wasser in Betrieb gehalten werden und nahm dadurch Schaden. Deshalb wurde es nun abermals originalgetreu durch die Stadtwerke erneuert.
„Wir fühlen uns der Stadt und seiner Geschichte und natürlich speziell unserer Merzenmühle sehr verbunden“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Uwe Linder. „Deshalb ist es uns ein großes Anliegen, dass sich die zahlreichen Spaziergänger, die speziell bei schönem Wetter im Mühltal unterwegs sind, an diesem Mühlrad erfreuen können.“
Freude darüber herrscht natürlich auch beim Verkehrs- und Verschönerungsverein Langen (VVV). Dessen Heimatkundige haben im vergangenen Jahr den Langener Mühlenweg initiiert, der an der Merzenmühle startet und an allen Langener Mühlöen vorbei an der innerstädtischen Anlage „Am Mühlsteineck“ im Wiesgässchen/Ecke Mühlstraße gegenüber der Wettengelsmühle endet.