Wohin bewegt sich die neue Weltpolitik?
Regina Heidecke im Gespräch mit dem Historiker Gerd Koenen

Gerd Koenen ist Historiker und einer der profundesten Analytiker des komplexen und ambivalenten deutsch-russischen Verhältnisses. In seinem preisgekrönten Buch „Der Russland Komplex – Die Deutschen und der Osten“ geht er dieser Beziehung nach. Sein jüngstes Werk ist die Essaysammlung „Im Widerschein des Krieges – Nachdenken über Russland“. Am Sonntag, 1. Juni, 17 Uhr, ist er zu Gast bei der Journalistin Regina Heidecke in der Veranstaltungsreihe „Reginas Gäste“ in der Neuen Stadthalle Langen.
Der Krieg in der Ukraine ist auch der Krieg Europas und damit auch Deutschlands. Dieses Diktum kursiert seit dem Angriffskrieg Putins auf die Ukraine. Die Bundesrepublik aber hat sich allzu lange mit dem Slogan „Nie wieder Krieg“ eingerichtet. Aber was, wenn Putin mit der Zerstörung der Ukraine auch auf unsere Art zu leben zielt: auf westliche Kultur, demokratische Freiheiten und auf die offene Gesellschaft? Jetzt, seit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus, wird abrupt auch noch das transatlantische Bündnis in Frage gestellt. Ja, es scheint sogar zweifelhaft, ob die USA ihre Rolle als Garantiemacht weiterhin erfüllen wollen.
Bereits viel früher geriet das deutsch-russische Verhältnis ins Wanken, ohne dass viele es bemerkt haben wollen. Dabei hatte Putin in seinen Reden seit der Jahrtausendwende immer wieder auf die Kränkung hingewiesen, die der Zerfall der Sowjetunion für ihn bedeutet habe. Spätestens 2021 hat er offen ausgesprochen, was viele heute so verunsichert: sein Wunsch nach Wiederherstellung eines großrussischen Imperiums, was den Zerfall der erweiterten Europäischen Union und des westlichen Bündnisses voraussetzt. Putins völkerrechtswidrige Annexion der Krim 2014 sowie der russische Einmarsch im Donbas und Luhansk, dann 2022 sein Angriffskrieg auf die gesamte Ukraine sind Vorboten dieses Plans.
Es sieht so aus, als würden jetzt alle Karten neu gemischt. Wo Trump glaubt, den Krieg mit einem russisch-amerikanischen Deal beenden zu können, spielt Putin auf Zeit und hofft auf den Zusammenbruch der Ukraine. Aber was heißt das für Europa und speziell für Deutschland? Angst geht um, aber sie ist ein schlechter Ratgeber. Was ist dran an der Befürchtung, dass der Krieg in der Ukraine auch tatsächlich zu „unserem Krieg“ werden kann? Wie kann sich Europa aktiv aus der Verunsicherung lösen? Und welche Rolle kommt dabei Deutschland zu? Über all das und mehr wird Regina Heidecke mit dem Russland-Kenner sprechen.
Der Historiker und Publizist Gerd Koenen ist ein Erforscher des Kommunismus in all seinen Spielarten. Er war in seinen jungen Jahren ein linker Aktivist, der seine Vergangenheit später radikal hinterfragt hat, auch in seinen Schriften. Weitere Informationen zu Gerd Koenen und seinen Büchern gibt es im Internet unter der Adresse www.gerd-koenen.eu.
Regina Heidecke hat in Frankfurt Soziologie, Germanistik und Philosophie studiert, war ab 1978 Redakteurin der Kulturredaktion beim Hessischen Rundfunk sowie von 2001 bis 2014 Schlussredakteurin der Sendung Kulturzeit bei 3sat. Als Filmemacherin realisierte sie für den Hessischen Rundfunk, arte und 3sat Features und Porträts in den Bereichen Theater, Tanz und Ballett, aber auch Magazinbeiträge zu gesellschaftlichen und politischen Themen sowie Reisefilme. Daneben war sie viele Jahre als Ballettkritikerin für hr2 tätig. Als Redakteurin bei Kulturzeit hat sie sich vermehrt den Themen Politik, Bildung, kritischer Journalismus sowie Fragenstellungen zum Islam und dem Nahen Osten zugewendet. Ganz besonders am Herzen lag ihr die Ausbildung und Betreuung von jungen Journalisten und Filmemachern aus Ländern wie dem Irak, Tunesien, Pakistan und Afghanistan in Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa). In Workshops hat sie mit dem Goethe-Institut in Syrien, mit dem Institute for War and Peace Reporting (IWPR) im Nordirak sowie dem Senior Expert Service (SES) in Indonesien zusammengearbeitet. Seit 2015 ist Regina Heidecke freie Journalistin.
Der Eintritt kostet 9,80 Euro. Karten im Vorverkauf gibt es unter www.neue-stadthalle-langen.de (Tickethotline 06103 203-455), in Langen im Reisebüro Mister Travel (Westendstraße 2, Telefon 06103 25021) und im Buchladen am Lutherplatz (Telefon 06103 28717) sowie bundesweit in allen Vorverkaufsstellen von AD Ticket (www.adticket.de, Tickethotline 0180 6050400).