Der Wal
Schauspiel von Samuel D. Hunter mit Torsten Münchow u.a.
Vielleicht kennen Sie Charlie noch aus dem Kino – The Whale, das Leinwandereignis 2022 mit dem unfassbaren Hauptdarsteller Brandon Fraser – und haben ein Bild von ihm vor Augen? Charlie ist ein krankhaft fettleibiger und zurückgezogen lebender Englischlehrer. Er liegt auf der Couch in Nord-Idaho, gibt Online-Schreibkurse, hält aber seine Webcam ausgeschaltet, um sein Aussehen zu verbergen. Vor einigen Jahren bekannte er sich zu seiner Homosexualität und ließ für seinen Lover seine Ex-Frau und seine Teenager-Tochter im Stich. Als der Lover starb, begann sein großer Hunger und jetzt bringt er 300 Kilo auf die Waage. Seine einzige Freundin, Liz, ist Krankenpflegerin und kümmert sich um ihn und sein gebeuteltes Herz. Ab und an schaut Thomas, ein Missionar der New Life Church, vorbei und ab und an bringt der Pizzalieferant eine Pizza vorbei. Charlie hat eine Tochter. Sie heißt Ellie und er hat sie seit acht Jahren schon nicht mehr gesehen. Er sehnt sich nach ihr und bietet ihr die 120.000 Dollar auf seinem Bankkonto an, wenn sie ohne das Wissen ihrer Mutter einige Zeit mit ihm verbringt. Ellie willigt ein, als er ihr hilft, einen Schulaufsatz umzuschreiben.
Erst am emotional überwältigenden Schluss erfährt das Publikum, warum ein Aufsatz über Herman Melvilles Literaturklassiker Moby Dick sich als wichtiger roter Faden durch die herzzerreißende Geschichte des Online-Englischlehrers für argumentatives Schreiben zieht. Dass das hoch gelobte, schmerzlich berührende, aufwühlende wie humorvolle Stück Der Wal noch lange nach der Vorstellung für viel Gesprächsstoff sorgen wird, liegt vor allem an dem ungewöhnlichen Blick des Dramatikers Samuel D. Hunter auf seine Figuren und an seinem Talent, komplexe Charaktere zu erschaffen. Wie Puzzleteile verbindet sich Charlies gegenwärtiger Zustand mit den zerbrochenen Beziehungen, die sein Leben schicksalhaft mitbestimmt haben, und eben zu seiner Tochter, die er davor bewahren will, durch Verluste, Verachtung und Frustration in eine existenzielle Abwärtsspirale zu geraten und dadurch in ihrer Gefühlswelt so eingesperrt zu werden, wie er in seinem Körper. Samuel D. Hunter schreibt dazu: Er versucht, ihr beizubringen, wie man einen guten Aufsatz schreibt. Aber indem er ihr beibringt, wie man einen guten Aufsatz schreibt, versucht er ihr beizubringen, wie man unabhängig denkt und wie man mit anderen Menschen umgeht. Letztendlich bringt er ihr bei, Empathie zu haben.
In der Produktion des EURO-STUDIO Landgraf, die bei uns in Langen zu sehen sein wird, spielt Torsten Münchow die Hauptrolle. Münchow ist Schau- und Stimmspieler sowie Regisseur und „Kultur-Brückenbauer“ zwischen Polen und Deutschland. Der Mann spielte an den Theatern in München, Hamburg, Berlin, Wien oder Danzig, stand für Film und Fernsehen vor der Kamera (Keep On Running, Superbrain, Die Liebe Deines Lebens) und für zahlreiche Fernsehserien (Tatort, Soko, Der Alte, Derrick, Ein Schloss am Wörthersee oder Lindenstraße). Seit 2020 gehört er mit der Rolle des Helmut Husmann zum Hauptcast der Kultserie Großstadtrevier.
Termininformation
Preisinformation
35,00/ 32,80/ 30,60 Euro
inkl. Gebühren & Garderobe
Veranstaltungsort(e)
Südliche Ringstraße 77
Veranstalter
Südliche Ringstraße 80