Schrittweise die Attraktivität steigern
Stadtexperiment in der oberen Bahnstraße hat begonnen
Der Anfang ist gemacht beim Stadtexperiment in der oberen Bahnstraße: Die Parklets sind aufgebaut, die Pflanzkübel gestellt. Nach und nach werden in den kommenden Tagen und Wochen weitere Maßnahmen folgen, die alle ein Ziel haben: Die Einkaufsmeile attraktiver zu machen. „Aber natürlich ist klar, dass wir nicht von einem auf den anderen Tag den Schalter umlegen können und dann alles schön ist. Zumal vor dem Hintergrund, dass wir noch immer drei Großbaustellen in diesem Bereich haben“, sagt Joachim Kolbe, städtischer Fachbereichsleiter unter anderem für Stadtentwicklung und Wirtschaft: „Es wird vielmehr ein fließender Prozess. Und wir haben noch ein paar schwierige Wochen vor uns.“
Augenblicklich steht in der oberen Bahnstraße baustellenbedingt noch ein richtiger Schilderwald, ist die Situation für alle Verkehrsteilnehmer oft unübersichtlich. „Aber dieser Dschungel wird sich lichten“, ist sich Joachim Kolbe sicher. Wenn im August der Rewe-Markt in Höhe der Zimmerstraße öffnet und dann auch der Bereich vor dem Neubau entsprechend gestaltet ist, wird sich die Bahnstraße dort schon deutlich übersichtlicher präsentieren. In diesem Zeitraum soll auch das Ärztehaus hinter der alten Post bezogen werden, wodurch die Bautätigkeit maßgeblich verringert wird.
Für die Allgemeinheit wieder freigegeben werden sollen demnächst die von der Taunusstraße aus erreichbaren Parkplätze hinter den Geschäften, die aktuell noch durch Baustelleneinrichtungen blockiert sind. Sowohl am neuen Rewe-Markt als auch bei Rossmann und dem Ärztehaus werden Tiefgaragen und Parkplätze geschaffen, die Kunden und Patienten kostenfrei zur Verfügung stehen. Zudem wird die Flachsbachstraße in Kürze freigegeben, sodass der Friedrich-Ludwig-Jahn-Platz wieder besser erreichbar ist. „Das alles sorgt für eine deutliche Entlastung der Bahnstraße“, betont der Fachbereichsleiter. „Zumal ja auch viele der Einzelhändler schon jetzt Parkplätze hinter den Gebäuden haben.“
Parkplätze ist auch das Stichwort mit Blick auf die neuen gestrichelten Linien, die auf die Fahrbahn aufgebracht werden: Da die Abstellplätze entlang der Bahnstraße allesamt sehr schmal sind, sollen die abmarkierten Streifen Fahrradfahrern den Bereich aufzeigen, in dem mit sich öffnenden Autotüren zu rechnen ist. Wie es die entsprechenden Symbole auf dem Asphalt zeigen, fahren Radler deshalb in Fahrtrichtung links davon – und nicht etwa zwischen Linie und Parkplatz. Markiert werden auch weitere Fußgängerüberwege.
Weitere verkehrliche Entlastungen in der Innenstadt dürften nach dem 1. September zu erwarten sein, dem Stichtag für die Einführung des „Hoppers“ im Öffentlichen Personennahverkehr. Diese Elektro-Großraum-Vans werden die Zahl der großen Stadtbusse reduzieren.
„Es wird sich sortieren“, sagt Joachim Kolbe. „Und wir werden die Situation permanent aufmerksam beobachten und reagieren.“ Geplant ist unter anderem, die Stadtmöblierung noch anzupassen. So könnte etwa das eine oder andere Spielgerät angebracht werden.
Auch Veranstaltungen werden noch etwa auf sich warten lassen, bis sich die Gegebenheiten verbessert haben. „Wir werden aber in diesem Sommer noch beginnen“, verspricht Joachim Kolbe. „So richtig erleben können werden die Langenerinnen und Langener die Verbesserungen dann im kommenden Jahr.“
Ende 2023, zum Abschluss des auf 18 Monate begrenzten und vom Land Hessen im Rahmen des Programms „Zukunft Innenstadt“ mit 250.000 Euro geförderten Stadtexperiments, wird dann Bilanz gezogen. So lange bleibt die Straße baustellenbedingt auf jeden Fall Einbahnstraße. Danach wird auf politischer Ebene entschieden, wie es weitergeht mit der Bahnstraße. „Alles, was wir jetzt machen, kann entweder rückgängig gemacht oder auch bei Begegnungsverkehr genutzt werden“, betont Bürgermeister Jan Werner.
Dass zum Abschluss auch die Bevölkerung mit einer Befragung noch einmal ihre Meinung äußern darf und soll, ist Teil des Prozesses. „Wir möchten eine dauerhafte Lösung für unsere Innenstadt, die möglichst von allen Bürgerinnen und Bürgern sowie den Gewerbetreibenden getragen wird“, sagt Joachim Kolbe. „Und ich bin mir sicher, dass uns das am Ende des Stadtexperiments auch gelingt.“