Identitätssuche einer streitbaren Jüdin

Regina Heidecke im Gespräch mit Deborah Feldman

Deborah Feldman Foto: Vachon

Sie ist in aller Munde und sie ist unbequem: Die Jüdin Deborah Feldman, die 1986 in New York geboren wurde und im Stadtteil Williamsburg in der streng religiösen chassidischen Gemeinschaft der Satmarer aufwuchs. Die Bestsellerautorin ist am Sonntag, 10. November, 17 Uhr, zu Gast bei der Journalistin Regina Heidecke in der Neuen Stadthalle Langen.

Was Deborah Feldman gelang, ist selten: sich aus den strengsten Regeln einer ultraorthodoxen jüdischen Religions- und Lebensgemeinschaft zu befreien. Darüber hat sie in ihrer autobiographischen Erzählung „Unorthodox“ geschrieben, die auf Anhieb zum Weltbestseller wurde. Die Geschichte wurde auch erfolgreich als Netflix-Serie verfilmt und ebenso gefeiert wie das Buch. Deborah Feldman beschreibt dort ihr Leben in Unfreiheit, unter Überwachung, Demütigung und Unterwerfung, zunächst als junges Mädchen und später als junge Frau. Dass sie dagegen rebellieren und dem ungeliebten Leben entfliehen konnte, mutet fast wie ein Wunder an.

Aber was bedeutet es, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, wenn alle Gewissheiten in Frage stehen, alle bisherigen Bindungen gelöst sind und man ganz auf sich selbst gestellt ist? Davon berichtet sie in ihrem zweiten Buch „Überbitten“. Der Titel mutet auf dem ersten Blick seltsam an. Das Wort selbst stammt aus dem Jiddischen und bedeutet, durch Bitten Versöhnung zu erreichen. Die Frage, die sich ihr dabei stellte, war: „Versöhnung, aber womit?“ Nach ihrer Selbstbefreiung, die ein steiniger und langer Weg war, ging Deborah Feldmann 2014 mit ihrem Sohn nach Deutschland. Dank deutscher Vorfahren erhält sie hier die deutsche Staatsbürgerschaft. Inzwischen lebt und arbeitet Deborah Feldman in Berlin, wo sie einfach nur „… Mensch unter Menschen, Berlinerin unter Berlinern sein wollte“. „Wie weit ist mir das überhaupt gelungen?“, fragt sie sich. Und weiter: „Wie habe ich es zu bewerten, dass dieses Deutschwerden, worum ich mich so fleißig bemüht habe, mich wieder zu meinem Judentum zurückschob wie zu einer unerfüllten Pflicht, die kein Vertagen mehr duldet?“

Diesen Fragen geht Deborah Feldman in ihrem dritten Buch „Judenfetisch“ nach: Darin behandelt sie ihr Verhältnis zu den deutschen Juden, vor allem zu den Konvertiten, und sie berichtet über ihre Reisen nach Israel. In dem Zusammenhang beschäftigt sie sich auch mit dem Erinnern und was das alles mit ihrer eigenen jüdischen Identität zu tun haben könnte.

Im Gespräch mit Deborah Feldman spricht Regina Heidecke über viele dieser Fragen, die die Autorin aufwirft, aber auch über den Gegenwind, der ihr bei der Verteidigung ihrer Thesen und Erkenntnisse entgegenschlägt. Wobei nicht nur Angriffslust, sondern durchaus auch Zweifel und Selbstkritik zu Deborah Feldmans Stärke gehören.

Regina Heidecke hat in Frankfurt Soziologie, Germanistik und Philosophie studiert, war ab 1978 Redakteurin der Kulturredaktion beim Hessischen Rundfunk sowie von 2001 bis 2014 Schlussredakteurin der Sendung Kulturzeit bei 3sat. Als Filmemacherin realisierte sie für den Hessischen Rundfunk, arte und 3sat Features und Porträts in den Bereichen Theater, Tanz und Ballett, aber auch Magazinbeiträge zu gesellschaftlichen und politischen Themen sowie Reisefilme. Daneben war sie viele Jahre als Ballettkritikerin für hr2 tätig. Als Redakteurin bei Kulturzeit hat sie sich vermehrt den Themen Politik, Bildung, kritischer Journalismus sowie Fragenstellungen zum Islam und dem Nahen Osten zugewendet. Ganz besonders am Herzen lag ihr die Ausbildung und Betreuung von jungen Journalisten und Filmemachern aus Ländern wie dem Irak, Tunesien, Pakistan und Afghanistan in Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa). In Workshops hat sie mit dem Goethe-Institut in Syrien, mit dem Institute for War and Peace Reporting (IWPR) im Nordirak, sowie dem Senior Expert Service (SES) in Indonesien zusammengearbeitet. Seit 2015 ist Regina Heidecke freie Journalistin.

Der Eintritt kostet 9,80 Euro. Karten im Vorverkauf gibt es unter www.neue-stadthalle-langen.de (Tickethotline 06103 203-455), in Langen im Reisebüro Mister Travel (Westendstraße 2, Telefon 06103 25021) und im Buchladen am Lutherplatz (Telefon 06103 28717) sowie bundesweit in allen Vorverkaufsstellen von AD Ticket (www.adticket.de, Tickethotline 0180 6050400).

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