Biedermann und die Brandstifter
Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch mit Peter Bause, Hellena Büttner u.a.
Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen. Das Zitat hat nichts mit dem Stück zu tun, aber es passt in unsere Zeit und es stammt von dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch. Dieser Mann zählt bis heute unbestritten zu den bedeutendsten Dichtern und Dramatikern des 20. Jahrhunderts.
Mit Theaterstücken wie Biedermann und die Brandstifter oder Andorra, mit Romanen und Erzählungen wie Stiller, Homo Faber, Montauk oder Der Mensch erscheint im Holozän erreichte Frisch ein weltweites Publikum und fand Eingang in den Schulkanon. Darüber hinaus veröffentlichte er Hörspiele, Essays, kleinere Prosatexte, Briefwechsel und seine Tagebücher.
Max Frisch starb sechs Wochen vor seinem 80. Geburtstag im Jahr 1991. Im Nachruf hält der SPIEGEL schon damals fest: Max Frisch war nie so sehr Mode, dass er altmodisch hätte werden können. Also gibt es auch von diesem Mann einen Klassiker zu sehen und zwar das als Deutschlandpremiere am 28.09.1958 an den Städtischen Bühnen Frankfurt am Main uraufgeführte Lehrstück ohne Lehre Biedermann und die Brandstifter. Diese Parabel steht für die unheilvolle Fähigkeit des Menschen, eine erkennbar drohende Gefahr auszublenden und so dem Untergang mit offenen Augen entgegenzugehen.
Darum geht es: Eines Tages steht die mittellose Ringerin Schmitz bei Biedermanns vor der Tür. Sie erzählt dem Ehepaar von ihrer schweren Kindheit. Die beiden sind so überrumpelt, dass sie ihr kurzerhand den Dachboden als Unterschlupf anbieten. Sie können sich nicht vorstellen, dass Schmitz etwas mit den brennenden Häusern zu tun hat, die seit neuestem die Stadt in größte Unruhe versetzen. Am darauffolgenden Tag steht erneut ein Bedürftiger auf der Matte und im Handumdrehen gibt es einen zweiten Mitbewohner. Die Biedermanns sind so erfreut über ihre eigene Wohltätigkeit, dass es sie auch nicht sonderlich stört, wenn die neuen FreundInnen Benzinfässer auf den Dachboden schleppen. Gottlieb Biedermann weiß wohl, dass die Welt voll Brandstifter ist; er erkennt sie sogar. Aber er unterdrückt seine Erkenntnis. Und nicht nur, weil er sich in der Rolle des Menschenfreundes gefällt, lädt er die Brandstifter ein, sondern auch deshalb, um von ihnen verschont zu werden. Er besteht darauf, überhaupt nichts zu denken – weil man nicht immer das Schlimmste denken soll.
Hellena Büttner, ihr Ehemann Peter Bause und ein feines Ensemble von Mitspieler*innen sind in der Produktion, die in Langen gastiert, zu erleben. Bause ist ein unfassbar virtuoser Schauspieler, ein Großer auf deutschen Bühnen, einer, der viel für das Theater im Land – in der Fläche – geleistet hat. Wunderbar, dass er uns zum Stadthallen-Jubiläum gleich zweimal hintereinander die Ehre geben wird. Überlassen wir uns also einen Abend lang einem Meisterwerk der Theatergeschichte, erleben wir diese großartigen Mimen bei der Arbeit und behalten dabei ein Zitat von Max Frisch im Sinn: Zu jeder Kommunikation gehört das Wohlwollen des anderen.
Termininformation
Preisinformation
35,00/ 32,80/ 30,60 Euro
inkl. Gebühren & Garderobe
Veranstaltungsort(e)
Südliche Ringstraße 77
Veranstalter
Südliche Ringstraße 80