Marie-Antoinette - oder Kuchen für alle!
Schauspiel mit Anna Thalbach, Klaus Christian Schreiber u.a.
Liberté, égalité, fraternité – auf den Straßen von Paris herrscht immer noch Revolution, im Palast von Versailles hingegen Ratlosigkeit. Denn irgendwie wurden sie vergessen, der Ex-König Ludwig XVI und seine Ehefrau Marie-Antoinette (* 2. November 1755 in Wien; † 16. Oktober 1793 in Paris). Während draußen das Volk, die „depperten Idioten“, wütend demonstriert und die Marseillaise absingt, leben die beiden Endzeit-Vertreter*innen vollkommen weltfremd in ihrer Filterblase, betreut von einer Rumpfbesetzung an Dienerschaft. Was, wenn Ludwig XVI und Marie-Antoinette nicht schon vier Jahre nach der französischen Revolution 1789 hingerichtet worden wären, sondern 20 Jahre später immer noch auf ihre Enthauptung warteten? Das ist die Ausgangslage in der Produktion der Komödie am Kurfürstendamm.
Da warten sie also nun schon seit fast zwei Jahrzehnten auf ihre Hinrichtung, der Champagner ist warm, die Dekadenz am Bröseln Unwürdig, eine Demütigung, wie der ehemalige König befindet: Das Volk wird betrogen! Bei uns war immer klar, von wem, und jetzt ist es einfach nur – komplizierter! Und so ist er inzwischen sogar so weit, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen: Er hat für sich und seine Frau eine von diesen „neumodischen Guillotinen“ gebastelt, die allerdings noch ein paar Konstruktionsfehler hat. Gleichzeitig kocht die „Halsbandaffäre“ wieder hoch, eine uralte Intrige, bei der keiner mehr durchschaut, wer da eigentlich wen aufs Schafott bringen wollte. Sollte es womöglich andere Ursachen für den Ausbruch der Revolution geben als die bislang bekannten? Wieso will ausgerechnet auch noch Robespierre ein Stück vom Kuchen? Und welche aberwitzigen Pläne verfolgt Giftzwerg Napoleon?
Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen! schallt abermals der Ruf Marie-Antoinettes aus der Ferne der Geschichte zu uns herüber. Angesiedelt zwischen Monty Python und Quentin Tarantino, zwischen Screwball-Komödie und opulentem Historiendrama à la Alexandre Dumas, hat Peter Jordan eine kluge Komödie geschrieben, die Altbekanntes noch einmal völlig neu beleuchtet und bitterböse Zeitpfeile in unsere Tage schießt.
Alles nur Komödie? Oder wirft der Wahnsinn vielleicht seinen Schatten in unsere Realität? Marie-Antoinette, das ist ein wildes, komisches Theaterstück und eine bitterböse Warnung an die Gegenwart. Zu erleben sind erstklassige Darbietungen von Anna Thalbach, Klaus Christian Schreiber, Max von Pufendorf, Isabell Giebeler und Philipp Haagen, die, so Jakob Hayner in seiner Theaterkritik für die WELT, zeigen, wie man Gegenwartstheater mit historischen Kostümen für ein breites Publikum machen kann, ohne auf Unterhaltung zu verzichten.
Termininformation
Preisinformation
37,20/ 35,00/ 32,80 Euro
inkl. Gebühren & Garderobe
Veranstaltungsort(e)
Südliche Ringstraße 77
Veranstalter
Südliche Ringstraße 80