50 Jahre Langener Rathaus
Verwaltungsgebäude blickt auf fünf Jahrzehnte zurück
Das neue Rathaus an der Südlichen Ringstraße blickt auf fünf Jahrzehnte seines Bestehens zurück und feiert dieses Jubiläum in diesem Jahr gemeinsam mit der gegenüberliegenden Neuen Stadthalle.
Als Ende der 1960er Jahre die Bevölkerungszahl in Langen von rund 12.000 Einwohnern nach Kriegsende auf über 32.000 angewachsen war, reichte der Platz der Verwaltung im Alten Rathaus längst nicht mehr aus. Fünf städtische Gebäude, die am Wilhelm-Leuschner-Platz lagen, waren im Laufe der Zeit zu Bürogebäuden umgebaut und zwei weitere für die damals rund 150 städtischen Bediensteten angemietet worden. Diese Dezentralisierung erschwerte die Verwaltungsabläufe enorm und war auch für die Bürger mit längeren Wegen verbunden. Die Verwaltungsspitze sah dies als einen auf Dauer unhaltbaren Zustand an. Auch die Sitzungen der Stadtverordneten und des Magistrats mussten aus Platzmangel ab 1966 im Gemeindesaal der Evangelischen Stadtkirchengemeinde abgehalten werden.
Da war guter Rat teuer. Zuerst trug man sich mit dem Gedanken, das Rathaus durch einen entsprechenden Anbau zu vergrößern. Schließlich entschieden sich aber die Stadtverordneten für die Schaffung eines neuen Stadtzentrums im Bereich der Südlichen Ringstraße mit dem Neubau eines zentralen Verwaltungs-, Kultur- und Sportzentrums. Am 11. Juli 1968 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Neubau eines Rathauses und beauftragte den damaligen Bauamtsleiter Dipl. Ing. Peter Krentscher mit einem Entwurf. Dieser fand funktional als auch ästhetisch großen Anklang und das Gremium verzichtete auf den ursprünglich geplanten Architektenwettbewerb. Nachdem es die Planungen angenommen hatte, erhielt die Firma Philipp Holzmann AG aus Frankfurt den Auftrag zur schlüsselfertigen Erstellung des Gebäudes. Die Bauarbeiten begannen im Februar 1972 und im Laufe des Jahres 1974 konnte bereits der Rathaus-Neubau bezogen werden.
Entstanden ist ein kreuzförmig konzipiertes Bauwerk mit insgesamt fünf Geschossen mit Nord-, West- und Südflügel, wo ein Großteil der Stadtverwaltung ihre Büros hat. Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss des Westflügels hat die Polizeistation Langen, die zuvor auch im Alten Rathaus sehr beengt untergebracht war, ihre Einsatzzentrale. Für die Arbeit der Stadtverordnetenversammlung, deren Fraktionen und weitere Abteilungen der Rathausverwaltung – einschließlich des Standesamtes mit Trau-Saal – stehen im östliche Parlamentstrakt Sitzungs- und Büroräume zur Verfügung, mit einem zusätzlichen Eingang von Osten her. Neuer Mieter war 1973 nicht nur die Polizei. Im vierten Stockwerk bezog der Zoll als Bundesbehörde Büroräume, die seit deren Auszug Mitte der 1980er Jahre von der Agentur für Arbeit genutzt werden.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Gebäude immer wieder neuen Anforderungen angepasst. Eine erste wesentliche Maßnahme war Mitte der 1990er Jahre die komplette Erneuerung der Elektro- und Datenverkabelung im gesamten Haus. Mit der Einrichtung der Kfz-Zulassungsaußenstelle Langen und dem Betrieb der Stadt Info wurde eine zweite Eingangsanlage im Erdgeschoss des Parlamentstraktes hergestellt und ein Glasaufzug dafür installiert. Damit ist das gesamte Rathaus barrierefrei erreichbar.
„Mit der Konzentration vieler Verwaltungsaufgaben auf das neue Bürgerbüro entstand sehr schnell die Notwendigkeit, ein neues offen gestaltetes Beratungs- und Kundenzentrum im Erdgeschoss zu errichten. Der ursprüngliche Hauptzugang mit vorgelagerter Arkade wurde vollständig entkernt, die großzügige Freitreppenanlage abgebrochen und das gesamte Erdgeschoss im Südflügel zum Bürgerbüro umgebaut, so wie wir es bis heute kennen. Komplett erneuert wurden parallel auch die Hauptaufzüge im Verwaltungstrakt“, erläutert Bürgermeister Jan Werner.
Fachdienstleiter Joachim Klug, der seit über 25 Jahren für das Rathausgebäude verantwortlich ist, ergänzt: „Nach 30-jähriger Nutzung machten viele technische Einrichtungen des Rathauses altersbedingt große Probleme. Die unzureichende Wärmedämmung mit einer alten Heizungsanlage, erheblich defekten Fenstern und Türen sowie problematischen Ver-und Entsorgungsleitungen führten in den Jahren 2005 bis 2008 zur ersten großen Rathaussanierung. Mit einem Investitionsvolumen von rund fünf Millionen Euro steht seitdem ein Haus zur Verfügung, das alle aktuellen Anforderungen an ein modernes Dienstleistungszentrum erfüllt. Die seit zwei Jahren laufenden Arbeiten zur Klimatisierung der Büroräume, der Umstellung auf LED-Leuchten und Maßnahmen zur optimierten Raumnutzung schaffen für viele weitere Jahre ein funktional und technisch ,junges‘ Rathausgebäude.“
Der Bürgermeister zieht abschließend eine positive Bilanz der Modernisierung des Rathauses: „Dies ist ein gelebtes Beispiel für die oft geforderte Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit, insbesondere in Zeiten äußerst knapper Finanzen und einer vielerorts maroden öffentlichen Infrastruktur.“